18. Sonntag im Jahreskreis
Lesejahr C
In jener Zeit bat einer aus der Volksmenge Jesus: Meister, sag meinem Bruder, er soll das Erbe mit mir teilen. Er erwiderte ihm: Mensch, wer hat mich zum Richter oder Schlichter bei euch gemacht? Dann sagte er zu den Leuten: Gebt acht, hütet euch vor jeder Art von Habgier. Denn der Sinn des Lebens besteht nicht darin, dass ein Mensch aufgrund seines großen Vermögens im Überfluss lebt. Und er erzählte ihnen folgendes Beispiel: Auf den Feldern eines reichen Mannes stand eine gute Ernte. Da überlegte er hin und her: Was soll ich tun? Ich weiß nicht, wo ich meine Ernte unterbringen soll. Schließlich sagte er: So will ich es machen: Ich werde meine Scheunen abreißen und größere bauen; dort werde ich mein ganzes Getreide und meine Vorräte unterbringen. Dann kann ich zu mir selber sagen: Nun hast du einen großen Vorrat, der für viele Jahre reicht. Ruh dich aus, iss und trink, und freu dich des Lebens! Da sprach Gott zu ihm: Du Narr! Noch in dieser Nacht wird man dein Leben von dir zurückfordern. Wem wird dann all das gehören, was du angehäuft hast? So geht es jedem, der nur für sich selbst Schätze sammelt, aber vor Gott nicht reich ist.
Nun hast du einen großen Vorrat, der für viele Jahre reicht. Ruh dich aus, iss und trink, und freu dich des Lebens. Diese Worte aus dem Mund eines reichen Mannes aus dem Gleichnis, das Jesus seinen Jüngern erzählte, kennen wir leider auch heute noch nur allzu gut. Es stimmt leider - eine der größten Versuchungen des Menschen ist die Habgier, und Jesus sagt es uns heute eindringlich - hütet euch also davor. Oder wie der Apostel Paulus es ausdrückt: Tötet, was irdisch in euch ist, die Unzucht, die Schamlosigkeit, die Leidenschaft und die Habsucht, die ja doch nur Götzendienst sind. Die Lesungen und das Evangelium, halten uns heute einen großen Spiegel vor Augen, um zu sehen und zu erkennen wie es um uns und die Welt wirklich bestellt ist. Diese Worte aus den Lesungen wollen uns aber helfen wie wir uns in dieser Welt zu verstehen haben – wie wir richtig in dieser Welt leben könnten, um das große, das letzte Ziel zu erreichen. Reichtum und Erfolg bringen leider die große Gefahr mit sich, dass der Mensch hart wird gegen andere Menschen, und erst recht gegenüber dem Anspruch Gottes. Er wird mit der Zeit ein praktischer Atheist, ein Mensch ganz ohne Gott, der nicht mehr fähig ist, die Wirklichkeit und die Wahrheit Gottes zu begreifen. Der Mensch verfehlt den Sinn seines Lebens! Die 2. große Versuchung der wir Menschen nur allzu gern unterliegen, ist, sich auf das verlassen, was man hat – sich ja nicht vorwärts zu bewegen, um etwas neues zu entdecken und kennen zu lernen – und zu bleiben, wie man ist um sich ja nicht ändern zu müssen. Sie alle kennen sicher die Geschichte von Hans im Glück. Hans erhielt als Lohn für sieben Jahre treuen Dienstes, einen Klumpen Gold. Auf dem Weg nach Hause aber schwätzte ihm ein Reiter das Gold ab und Hans gibt sich mit dem Pferd des Reiters zufrieden. Es dauert nicht lange, und Hans hat bei einem Bauern das Pferd gegen eine Kuh eingetauscht. Bei einem Müller tauscht er die Kuh gegen ein Schwein. Das Schwein tauschte er bald gegen eine Gans. Ein Scherenschleifer redet ihm schließlich auch noch seinen schweren Schleifstein ein. Hans schleppt sich jetzt mit dem schweren Stein ab und als er müde und schwitzend an einem Bach rastet, rollte ihm dieser auf Nimmerwiedersehen ins Wasser – und die Erzählung schließt mit dem Satz: Mit leichtem Herzen und frei von aller Last sprang Hans nun fort, bis er daheim bei seiner Mutter war. Hans hatte keine Probleme vorwärts zu gehen, er hatte keine Probleme, etwas Neues kennen zu lernen, etwas Neues anzunehmen. Er war offen und frei für alles was auf ihn zukam. Er hat sich laufend verändert. Das ist nur ein Märchen – aber eine nette Geschichte, besonders der Schlusssatz. Nun konnte er mit leichten Herzen und frei von aller Last zu seiner Mutter nach Hause zurück kehren. Das ist die einfache Geschichte von dem was uns heute der Prophet Kohelet und der letzte Teil des Evangeliums sagen wollen. Windhauch, Windhauch es ist alles Windhauch. Denn es kommt vor, dass ein Mensch seinen ganzen Besitz, den er durch Wissen, Können und Erfolg erworben hat, einem Anderen als Anteil überlassen muss. Alles Denken, alle Sorgen, aller Ärger in der Mühsal des Tages, sind doch nur Windhauch, alles ist Windhauch. Nichts, aber wirklich nichts, bleibt wie es war, auch ich selbst nicht. Nichts von dem, was ich weiß und will und zu haben meine. Ist also die Vergänglichkeit wirklich das einzige, was dauert? Der Wahrheit, meiner eigenen Wahrheit komme ich näher wenn ich anders frage: Ein Mensch, den Gott einmal angeschaut, einmal angesprochen, den er geliebt hat, kann ein solcher Mensch jemals vergehen. Kann er vergehen, als wäre nie etwas geschehen oder gewesen, als wäre ihm der lebendige Gott niemals begegnet? Alles Gut, alle irdischen Schätze werden vergehen, niemals aber die Schätze der Liebe zu Gott und den Menschen, denn nur das sind die wahren Schätze, die den Menschen wirklich reich machen!