Predigt

 

 

 

 

Der Herr richtet dich auf

Krankensalbung

 

 

 

 

Lesung: Jakobusbrief 5, 13-16

Brüder und Schwestern! Ist einer von euch bedrückt? Dann soll er beten. Ist einer fröhlich? Dann soll er ein Loblied singen. Ist einer von euch krank? Dann rufe er die Ältesten der Gemeinde zu sich; sie sollen Gebete über ihn sprechen und ihn im Namen des Herrn mit Öl salben. Das gläubige Gebet wird den Kranken retten, und der Herr wird ihn aufrichten; wenn er Sünden begangen hat, werden sie ihm vergeben. Darum bekennt einander eure Sünden, und betet füreinander, damit ihr geheiligt werdet. Viel vermag das inständige Gebet eines Gerechten.


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Gedanken zur Lesung

Ist einer von euch krank?", so haben wir es im Jakobusbrief gelesen: „dann rufe er die Ältesten der Gemeinde zu sich; sie sollen Gebete über ihn sprechen und ihn im Namen des Herrn mit Öl salben. Das gläubige Gebet wird den Kranken retten, und der Herr wird ihn aufrichten; wenn er Sünden begangen hat, werden sie ihm vergeben." Hier hören wir, dass die Kirche schon seit den Tagen der Apostel die Krankensalbung als eine sakramentale Begegnung mit Christus feiert. – Aber - noch vor etwa fünfzig Jahren wurde der Priester erst gerufen, wenn der Arzt mit seiner Kunst am Ende war und wenn es für den Kranken keine Hoffnung mehr gab. Dann durfte der Priester - in Soutane und Rochett kommen - mit der hl. Kommunion und dem hl. Öl - manchmal auch begleitet von Ministranten, die eine kleine Laterne und ein Glöckchen dabei hatten. Die Leute blieben stehen und machten eine Kniebeuge - und manche machten vielleicht auch damals schon einen großen Bogen, wenn sie die kleine Prozession sahen. Ab dem 8. Jahrhundert wird das Sakrament der Krankenölung, der Letzten Ölung, zum Sterbesakrament, es wird zur Vorbereitung auf den Tod gespendet. Und bis zum heutigen Tag - Gott sei es geklagt! - hat sich das leider in den Köpfen der Menschen festgesetzt.
Um es heute wieder einmal zu betonen: Die „Letzte Ölung“ gibt es nicht mehr - schon seit mehr als 40 Jahren, seit dem II. Vatikanischen Konzil! Krank sein, ja vielleicht sogar ‚unheilbar krank sein, gehört zu den Grenzerfahrungen menschlichen Lebens. So kann es passieren, dass wir aus unserem gewohnten Leben, aus unserer vertrauten Umgebung, aus unserem sicher geglaubten Beruf herausgerissen werden. Vieles, was uns bisher wichtig war, verliert an Wert und wird mit einem Mal bedeutungslos. Obendrein kommen dann auch noch Angst und Ungewissheit zu den körperlichen und seelischen Schmerzen dazu. Fragen, wie – Was soll jetzt werden oder wie wird es weitergehen? - tauchen auf. Unser Leben ist in einer Krise, an einem Wendepunkt, an dem sich gerne Auwegglosigkeit breit macht. Wir stellen oft sogar unser ganzes Leben in Frage und müssen erfahren, wie wenig wir unser Leben in der Hand haben, wie ohnmächtig, also ohne Macht oder wie macht-los wir in Wirklichkeit sind. Alles ist uns aus der Hand genommen. Leider wird in unserer Gesellschaft Alter und Leid, Krankheit und Tod sehr gerne verdrängt. Das merken wir ganz stark in der Werbung – hier werden uns Jugend, Schönheit, Gesundheit als die großen Ideale vorgestellt. Das sind aber nur kurzlebige Trugbilder von einer ewigen Jugend und ein Leben ohne Leiden, eine Utopie vom vollkommenen Glück - ohne Schmerz. Es ist aber nur ein Wunschtraum eine Utopie, die sich nicht erfüllt; denn wir wissen, dass zu unserem Leben in Gesundheit und Zufriedenheit auch die Kraft dazugehört, mit Krankheit und Leid umzugehen. „sie sollen Gebete über ihn sprechen und ihn im Namen des Herrn mit Öl salben.“
Im Sakrament der Krankensalbung ist unser Herr Jesus den kranken Gläubigen in besonderer Weise nahe, er will sie stärken und aufrichten. Das spüren wir ganz stark durch die Worte, die bei der Salbung gesprochen werden: „Durch diese heilige Salbung helfe dir der Herr in seinem reichen Erbarmen, er stehe dir bei mit der Kraft des heiligen Geistes. (Amen.) Und - Der Herr, der dich von Sünden befreit, rette dich, in seiner Gnade richte er dich auf. (Amen.)" Dabei werden Stirn und Hände mit Krankenöl gesalbt. Das bedeutet: Gott, der Herr, will unser ganzes Leben - unser Denken und Handeln, das Sichtbare und das Unsichtbare - mit seiner Liebe erfassen und bewahren. Die Salbung mit Öl wird bei vier Sakramenten vorgenommen: Taufe, Firmung, Krankensalbung und Priesterweihe. Daran können wir erkennen, wie wichtig das Zeichen des Öls ist: Öl stärkt und heilt. Jesus selbst wird ja der Gesalbte, der Christus genannt. Auch Könige, Propheten und Priester wurden immer schon mit Öl für ihr Amt gesalbt. Unseren Kranken soll die Salbung mit Öl inneren Frieden, Kraft, Trost und Freude bringen.
Die Handauflegung - das Halten der Hände - das wir alle bei Schwerkranken und Sterbenden praktizieren können - und das Gebet verdeutlichen die liebende Nähe Gottes, der uns beisteht und uns Trost und Hilfe schenken will. Gott will uns sagen: „Hab keine Angst, du bist nicht allein! Ich bleibe bei dir!" Wenn wir das erkannt haben, werden wir spüren, dass die Krankensalbung alle erhalten dürfen, deren Gesundheits-zustand durch Alter oder Krankheit angegriffen ist. Auch vor einer schweren Operation kann die Krankensalbung als Stärkung empfangen werden. Auch Kinder, die schon begreifen können, dass sie durch dieses Sakrament Stärkung erfahren können, dürfen die Salbung empfangen. Natürlich sehr wichtig ist: Diese Sakrament der Krankensalbung kann im Leben öfters wiederholt werden. Ich denke jetzt wird deutlich, dass die Krankensalbung kein Sterbesakrament ist (wie es die ‚Letzte Ölung‘war).
Die
Krankensalbung will uns in schwerer Krankheit Trost zusprechen, innere Kraft schenken und uns aufrichten. So möchte ich Sie alle bitten mitzuhelfen, dass das Sakrament der Krankensalbung in diesem Sinn, gesehen und auch geschätzt wird. Und bitte, rufen Sie rechtzeitig einen Priester, nicht erst dann, wenn es schon zu spät ist. Es ist nämlich unser aller Aufgabe und Auftrag, die Sorge Jesu um die Kranken mitzutragen. So werden wir auch, im Vertrauen auf Gott, der immer bei uns ist und der uns niemals fallen lässt, unser Leben - gerade auch in Zeiten von Krankheit und Not - in die Hände Gottes fallen lassen.

 

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