Taufe

 

 

 

 

Ephata – Öffne dich

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Evangelium: Markus 7, 31-37

In jener Zeit verließ Jesus das Gebiet von Tyrus wieder und kam über Sidon an den See von Galiläa, mitten in das Gebiet der Dekapolis. Da brachten sie zu ihm einen, der taub war und stammelte, und baten ihn, er möge ihm die Hand auflegen. Er nahm ihn beiseite, von der Menge weg, legte ihm die Finger in die Ohren und berührte dann die Zunge des Mannes mit Speichel; danach blickte er zum Himmel auf, seufzte und sagte zu ihm: Effata!, das heißt: Öffne dich! Sogleich öffneten sich seine Ohren, seine Zunge wurde von ihrer Fessel befreit und er konnte richtig reden. Jesus verbot ihnen, jemandem davon zu erzählen. Doch je mehr er es ihnen verbot, desto mehr verkündeten sie es. Sie staunten über alle Maßen und sagten: Er hat alles gut gemacht; er macht, dass die Tauben hören und die Stummen sprechen.


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Gedanken zum Wort Gottes

Ephata – Öffne dich. Um menschlich leben zu können, muss sich ein Mensch nicht nur mit Zeichen, sondern auch mit Worten mitteilen können. Er muss also sprechen können und sprechen dürfen. Vor ca. 40 Jahren fand man in den USA ein Mädchen im Alter von fast vierzehn Jahren. Es wurde von seinem kranken Vater vom zwanzigsten Lebensmonat an in eine kleine dunkle Kammer gesperrt worden. Kein menschliches Wort durfte dieses kleine hören. Als man es fand, war es 1,35m groß, wog ganze 25 Kilo Das Mädchen konnte gar nicht gerade stehen und ihr Essen nicht selber kauen. Genie wurde das Mädchen genannt. Seit man Genie gefunden hat, durfte sie jede Art von Zuwendung und Fürsorge erfahren, um die schweren Entbehrungen so vieler Jahre zu überwinden. Es dauerte aber fast sieben Jahre, bevor von der jetzt Zwanzigjährigen berichtet werden konnte, dass sie als erste schriftähnliche Äußerung ein Bild mit ein paar Worten gemalt. Es war eine einfache Zeichnung einer Frau. Darunter schrieb das Mädchen: "Ich vermisse Mama." Die linke Hand dieser Frau hatte sie sehr groß gemalt und eigens dazugeschrieben: "Mama Hand". Auf dem Arm dieser Frau aber hatte sie ein puppenähnliches Wesen gezeichnet und dazu die Worte geschrieben: "Baby Genie". Dieses Beispiel zeigt, was wir Menschen brauchen, um sprechen zu lernen. Das Evangelium erzählt von der Heilung eines Taubstummen durch Jesus. Taubstumm zu sein ist ein hartes Schicksal. Die Teilnahme am vollen Leben wird dadurch außerordentlich erschwert. Umgekehrt wissen wir, dass Menschen, die hören und reden können, sich trotzdem schwer tun können, mit anderen in Beziehung zu treten, mit anderen zu reden oder auf andere zu hören. Wir sprechen von einem verschlossenen Menschen. Ein verschlossener Mensch lässt niemanden an sich heran. Er meidet die Nähe und den Umgang mit anderen. Man kommt nur schwer mit ihm ins Gespräch. Er gibt kaum etwas von sich preis und zeigt auch Gefühle nicht. Es hat natürlich Hintergründe und Ursachen, wenn ein Mensch verschlossen ist. Verschlossene Menschen werden nicht geboren, sondern erzogen. Wenn ein Kind oder ein Jugendlicher immer wieder solche Redensarten hinnehmen muss: Du hast hier nichts zu sagen; sei still; du hältst jetzt den Mund; sei nicht so vorlaut; was du schon wieder hast; wenn Erwachsene reden, haben Kinder zu schweigen; was du für einen Unsinn redest usw., dann wird er sich in sich zurückziehen, wird sprachlos werden und Kontakte meiden. Oder wenn ein Mensch oft erlebt, dass andere seine Gefühle, die er äußert, nicht ernst nehmen, sich über seine Gefühle lustig machen, ihn wegen seiner Gefühle verspotten, auf seinen Gefühlen herum trampeln oder ihn wegen seiner Gefühle bestrafen, wird er aufhören, Gefühle preiszugeben. Was tut Jesus bei der Heilung des Taubstummen? Er nimmt den Taubstummen beiseite, weg von der Menschenmenge. Er wendet sich also dem Taubstummen ganz persönlich zu. Und dann berührt er mit seiner Hand Ohren und Zunge des Taubstummen. Jesus nimmt Kontakt mit ihm auf. Und er blickt zum Himmel. Er weiß, nur die Kraft Gottes kann den Taubstummen heilen. Zur heilenden Berührung kommt dann das heilende Wort: "Ephata!" Ein Wort aus der Muttersprache Jesu, das heißt: "Öffne dich!" Großes ist diesem Taubstummen durch Jesus zuteil geworden: seine Öffnung. Und noch eine zweite Öffnung ist geschehen: Menschen haben hinter der Heilung des Taubstummen das Wirken Gottes erkannt. Sie haben im Glauben Gott ihr Leben geöffnet und sind zur Glaubensüberzeugung gelangt, dass Gott alles gut macht. Wenn Menschen sich Gott öffnen, geschieht Großes und Wesentliches an ihnen: ihr Leben wird neu. Liebe Christen, diese Gewissheit ist uns durch das Evangelium geschenkt: dass Gott alles gut macht, und dass wir mitwirken dürfen, daß Menschen sich öffnen können, die sich schwer tun, mit anderen in Beziehung zu treten; indem wir freundlich auf sie zugehen, Zuwendung schenken, mit ihnen gut reden und ihnen das Vertrauen geben, dass wir ihre Worte und ihre Gefühle und so sie selber ernst nehmen.

 

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